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Mittwoch, Mai 14, 2008

 

Open Source Governance – was Unternehmen wissen und beachten sollten

Über die letzten Jahre haben Open Source Technologien immer mehr Einzug in die Unternehmensinformatik gefunden. Kaum ein Schweizer Unternehmen, das nicht ein umfangreiches Portfolio an Open-Source-Plattformen, -Lösungen, -Frameworks oder –Hilfsmittel im Einsatz hat.
Open-Source-Software ist Software, wie wir sie schon seit Jahrzehnten kennen, könnte man vereinfachend annehmen und zur Tagesordnung übergehen. Open-Source-Projekte weisen aber spezifische Charakteristiken auf, die nach einem entsprechend speziellen Umgang mit dieser neuen Art Software verlangen:
  • Open Source Technologien können unkontrolliert eingeführt werden, da sie oftmals nicht traditionell gekauft werden können/müssen („under the radar“)
  • Open-Source-Technologien werden teilweise „nur“ durch „Communities“ unterstützt, die schwer kontrollierbar sind und mit denen keine vertragliche Kooperation definierbar werden kann
  • Open Source impliziert trotz „Offenheit“ einen spezifischen Umgang mit Lizenz- und Urheberschutz-Regelungen
  • Die Nutzung von Open Source stipuliert in manchen Fällen sowohl Rechte wie auch Pflichten
  • Open Source ist in mancher Hinsicht volatiler (häufigere Release-Zyklen, geringer Fokus auf Upgrade-Fähigkeit, Änderung der Ausrichtung, Forking und Merging)
  • Die Beschaffung von Open-Source-Technologien impliziert eine anders gestaltete Arbeitsteilung zwischen „Software-Lieferanten“ und „Kunden“
  • Open-Source-basierte Projekte unterliegen einer anderen Risikostruktur als Entwicklungen mit traditionellen kommerziellen Software-Produkten
Viele Unternehmen setzen Open-Source-Software nur als Alternative von (anderen) Kaufprodukten ein (z.B. Linux anstatt Windows, MySQL anstatt Oracle) und primär auf Ebene der Infrastruktur ein. Ist dies der Fall, sind kaum besondere Vorkehrungen für die Open-Source-Governance, also Steuerung und Überwachung des Einsatzes, notwendig. Grösser ist der Nutzen des Open-Source-Einsatzes, wenn Informatik- und Geschäftsprozesse auf Basis von Open-Source-Technologien und Komponenten unterstützt werden. Oftmals wird dann ein Eingriff in die verwendeten Open-Source-Technologien nötig sein oder Komponenten werden eng in eigene Lösungen integriert. Aus Sicht der IT-Governance ist es aufgrund der oben diskutierten Spezifikas angezeigt, besondere Regelungen und Richtlinien einzuführen.

Hilfreich bei der Definition von Open-Source-Governance-Richtlinien ist eine Anlehnung an den Software-Lebenszyklus. Schon während der Beschaffung müssen für Open-Source-Technologien spezifische Evaluationskriterien beachtet werden, die Lizenzmodelle müssen hinterfragt und im Zusammenhang mit dem geplanten Verwendungszweck der Software durchleuchtet werden. Dies wird dadurch vereinfacht, dass über vier Fünftel aller Open-Source-Technologien mit weniger als einer Handvoll Lizenzmodelle auskommen. Schon während der Beschaffung muss die spätere Support- und Wartungsphase antizipiert werden.
Es hat sich bewährt, eine allgemeine Meldepflicht für Open-Source-Technologien einzuführen und die freigegebenen und eingesetzten Technologien in einem zentralen Inventar zu dokumentieren. Während der Implementierungsphase sind Open-Source-spezifische Regeln für den Umgang mit den Technologien zu beachten, insbesondere was Veränderungen und Erweiterungen des Programm-Codes anbelangt. Einmal im Betrieb müssen die Technologien und deren Weiterentwicklung kontinuierlich überwacht werden.
Klare Regelungen, wie mit Open-Source-Communities umgegangen werden soll und welche Formen von Beiträgen gewollt und statthaft sind, helfen beim effizienten Umgang mit Open-Source-Technologien ebenfalls.
Oftmals wird es nötig sein, spezifische Fähigkeiten und Kapazitäten für den Umgang mit Open-Source-Projekten aufzubauen und aufrechtzuerhalten. Die Definition klarer Verantwortlichkeiten stellen sicher, dass dies kontrolliert und nachhaltig geschieht.

Die Nutzung von Open-Source-Technologien gibt also Anlass für angepasste Prozesse und Richtlinien und erzeugt zusätzliche Kosten. Diese sind abhängig von der Open-Source-Einsatzweise und von der Grösse der Unternehmung. Der Nutzen aber ist bei konsequentem Einsatz sicher überproportional, insbesondere wenn nicht nur Kosteneinsparungen, sondern der Gewinn an Agilität, Geschwindigkeit und Individualisierungsmöglichkeiten betrachtet werden.

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