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Samstag, Oktober 13, 2007

 

Open Source Content Management auf dem Vormarsch

Content-Management-Lösungen sind die beliebteste und am meisten nachgefragte Applikationskategorie im Open-Source-Umfeld. Hunderte von Lösungen machen es „besser“ und buhlen um die Gunst der Anwender. Die Qual der Wahl wird durch unterschiedliche Anwendungsszenarien und entsprechend ausgerichtete „Produkte“ gemildert. Nichtsdestotrotz kommt in vielen Fällen eine Reihe von Produkten in Frage und es fällt nicht immer leicht, die Spreu vom Weizen zu trennen.
Seit den frühen Anfängen des Internets ist die Kreation und Verwaltung von Inhalten für Websites ein gewichtiges und immer wiederkehrendes Thema. Es bestehen zahlreiche Hilfsmittel und Tools, um das „Content Management“ zu erleichtern. Dabei helfen natürlich nicht immer alle Lösungen bei allen Problemen. Manche dieser ursprünglich zweckspezifischen und einfachen Applikationen haben sich zu reichhaltigen und auf unterschiedlichste Anforderungen anpassbare Plattformen, sogenannte Content-Management-Systeme, gemausert und viele dieser Systeme sind Open Source. Es entstehen auch immer wieder neue Open-Source-CMS-Lösungen, sei es als Resultat von Projektaufgabelungen (Fork, Beispiel Joomla) oder auch als vollständige Neuentwicklungen (Beispiel Alfresco WCM). Diese Landschaft ist technologisch aber auch bezüglich Ausrichtung und Prioritäten immer noch und immer mehr in Bewegung.

Die Landschaft der Content-Management-Systeme lässt sich in vier Gruppen nach den folgenden Anwendungsfällen ordnen:
  • In vielen Fällen sollen unter dem Strich relativ einfache Websites gestaltet und publiziert werden. Einfach heisst in diesem Zusammenhang, dass der Inhalt hauptsächlich statisch vorliegt, also keine oder wenige dynamische Elemente enthält Inhalte nicht häufig geändert werden und die Redaktion nicht verteilt und ohne definierte Zwischenschritte im Prozess wie in Freigabenketten o.ä. erfolgt. Hier genügen einfache Werkzeuge, die möglichst gute und für wenig erfahrende Nutzer intuitiv nutzbare Editierhilfsmittel enthalten.
    (Beispiele: Magnolia, Mambo, Joomla!, Typo3)
  • Komplexe Websites oder zusammenhängende, aber getrennt zu publizierende Websites erfordern wesentlich ausgereiftere Administrations- und Steuerungswerkzeuge, sowie Workflow-Unterstützung, Virtualisierung etc.
    (Beispiele: Alfresco WCM, eZpublish, Jahia, Plone)
  • Online-Periodika, also zum Beispiel web-basierte Zeitungen oder Ergänzungen zu traditionellen Presseorganen, folgen eigenen Gesetzmässigkeiten und stellen hohe Anforderungen an Performance und Redaktions-Workflows. Die Darstellungsform ist für den Anwendungsfall spezifisch und definiert spezielle Anforderungen and die technische Umsetzung von Content-Management und –Auslieferung.
    (Beispiele: Bricolage, Apache Lenya)
  • Websites um Communities und Websites, die auf die Unterstützung von virtuellen Formen der Zusammenarbeit ausgelegt sind (Stichwort „Collaboration“), müssen nicht primär eigene, sondern vor allem durch die Anwender beigesteuerte Inhalte verwalten können. Dies erzeugt ganz andere Anforderungen an das CMS, als es im Fall von einfachen Websites der Fall ist. In diesem Bereich haben sich in den letzten Jahren einige neuartige Anwendungstypen wie Wikis, Blogs oder Forumsanwendungen entwickelt.
    (Beispiele: Drupal, Wordpress, Apache Roller, MediaWiki, SocialText Open)
Viele der vorgängig aufgeführten Technologien können natürlich durchaus auch für andere Anwendungsfälle eingesetzt werden und zu guten Lösungen führen. Die Zuordnung der CMS-Lösungen ist als Tendenz zu verstehen und nicht als Einschränkung. So ist Plone etwa eine Plattform, die ausserordentlich vielfältig eingesetzt und erweitert werden kann. Typo3 wird auch erfolgreich für die Publikation von Online-Zeitschriften und komplexeren Websites eingesetzt. Die Zuordnung soll auf Stärken und für die jeweiligen Benutzergruppen wichtige Funktionalitäten hinweisen. Mit einem gewissen Konfigurations- und Programmieraufwand können viele der CMS-Lösungen für andere Anwendungsfälle erweitert und tauglich gemacht werden.
Unabhängig von den oben dargestellten Anwendungsfällen steigen die Anforderungen an Content-Management-Systeme kontinuierlich. So verlangt zum Beispiel der Trend zu Web 2.0 nach verbesserten und einfacheren Hilfsmitteln im Umgang mit Bild- und Video-Inhalten, Benutzer-beigesteuerten Inhalten („user generated content“) und interaktionsreichen Funktionalitäten (Stichworte „Rich Internet Applications“, „Ajax“ oder „Flash“). Benutzer erwarten heute, dass sie Inhalte auf einfache Weise in der Website selber im WYSIWYG-Stil editieren können (Stichwort „Inline-Editing“) und durch Workflows und Versionierung beim Verwalten komplexer Inhalte unterstützt werden. Inhalte sollen einfach in Portale und andere Anwendungen integriert werden können, respektive zwischen unterschiedlichen Systemen ausgetauscht werden.
Gerade Open-Source-Lösungen waren in den letzten Jahren gut in der Lage, mit den sich ständig ändernden und wachsenden Anforderungen Schritt zu halten oder sogar innovationsführend zu sein. Dies erklärt sich nicht zuletzt aus der Nähe von Web 2.0 zu Open Source an sich. Die schnellen Release-Zyklen und die neuerungsfreundliche Kultur vieler Open-Source-Communities tun ein Übriges dazu.
Technisch scheint die Welt der Open-Source-CMS-Lösungen weitgehend zweigeteilt zu sein, nämlich ins PHP-Lager und in die Java-Fraktion. Die Ausnahme bilden Wikis, die oftmals in Perl implementiert sind, oder einzelne CMS, die auf Basis von Ruby on Rails, Python oder .NET entwickelt wurden.
Die gemäss Enterprise Open Source Directory aktuell beliebtesten CMS-Lösungen sind Alfresco, eZpublish, Bricolage, Typo3, Joomla!, Drupal, Wordpress, MediaWiki, Plone und OpenCMS. Diese zehn Lösungen decken als Gruppe alle oben genannten Anwendungsfälle und gleichzeitig auch das gesamte Technologie-Spektrum ab.
Open-Source-CMS-Anbieter und -Projekte machen es dem Nutzer meist so einfach wie möglich, erste Schritte mit der Technologie zu machen. Online-Test-Versionen sind oftmals genauso verfügbar wie einfach installierbare Pakete und in mehreren Sprachen verfügbare Dokumentationen. Nichts spricht also dagegen, diese Produkte bei Evaluationen mit zu berücksichtigen oder gar kommerziellen Produkten vorzuziehen. Open-Source-Content-Management hat einen hohen Reifegrad erreicht, kein Wunder also, dass auch grosse Unternehmen und Organisationen wie New York Times oder Sony diese Technologien bereits heute produktiv nutzen.

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